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Am 29. und 30. Januar 2024 fand am Institut der Feuerwehr NRW in Münster der Anwender-Workshop zum Forschungsprojekt BRAWA statt, zu dem potentielle Anwender*innen aus dem Kreis der Kultur schützenden und bewahrenden, der Versicherer, der Brandschutzbeauftragten, der Restaurierenden und der Brandschutz-Sachverständigen geladen waren.

BRAWA zielt auf eine frühzeitige Detektion von Anomalien in der Raumluft ab, die auf eine mögliche Brandentwicklung noch in der frühesten Phase der Brandentstehung hindeuten können. Durch einen KI-gestützten Abgleich mit im System hinterlegten Daten zu Veränderungen der Raumluft-Zusammensetzung verschiedener Brandentstehungs-Szenarien wird eine im Projekt entwickelte Alarmierungs-App aktiviert. Die Alarmierung adressiert zuvor in der Bekämpfung von Entstehungsbränden speziell geschulte Helfende. Die Alarmierung erfolgt unter Benennung des Raumes, der möglichen Alarmursache und empfohlener Maßnahmen zur Abwendung einer Brandentwicklung. Die Helfenden suchen den Raum auf und ergreifen ohne Selbstgefährdung die erforderlichen Maßnahmen, um einen Brand nicht entstehen zu lassen. Dieses frühe Eingreifen kann und soll die Brand(schadens)wahrscheinlichkeit in und an Kulturgütern deutlich verringern. Die hohe Sensibilität der Detektoren für eine niedrigschwellige Detektion von Anomalien lässt eine hohe Zahl an Täuschungsalarmen erwarten. Ein wesentlicher Aspekt stellt daher die Helfermotivation und ein möglicher Motivationsabfall durch die zu erwartenden Täuschungsalarme dar. Hierzu wird an der Universität Münster eine psychologische Studie durchgeführt.

Tag 1: Im Rahmen von Kurzvorträgen wurden das BRAWA-System und die bisherigen Forschungsergebnisse vorgestellt.
Tag 2: In den drei Workshops zu den Themenbereichen Recht, Technik und Best Practice wurden spezifische Anwendungsfelder, konkrete Nutzerbedarfe und offenen Fragen herausgearbeitet, die für eine Weiterentwicklung des BRAWA-Systems von entscheidender Bedeutung sein können.

Workshop-Recht

Der Bedarf an rechtlichen Rahmenbedingungen, gegebenenfalls rechtlich bindenden Verpflichtungen für die Eigentümer und Betreiber sowie die Haftungsfragen für die Helfenden wurde diskutiert. Die fehlende rechtliche Basis zur mit Kosten verbundenen Installation des BRAWA-Systems insbesondere im häufig mit überschaubaren Finanzmitteln ausgestatteten Kulturbereich wurde gegen den Mehrwert zum Schutz des kulturellen Erbes abgewogen.

Workshop-Technik:

Nach Demonstration der Sensibilität der Detektoren wurden Fragen zur Erstinvestitions-Summe, zum Installationsaufwand, zur Zuverlässigkeit und Wartung diskutiert, anwenderspezifische Bedarfe gesammelt und konkretisiert.

Workshop-Best Practice

Vertrauen und Motivation der Helfenden und deren Verantwortungsbereiche wurden als Kernthemen bearbeitet. Eine im Workshop erarbeitete Fragen- und Schlagwortsammlung wurde kategorisiert und den Themenfeldern zugeordnet. Lösungsansätze konnten gesammelt und zur Diskussion gestellt werden, um im Verlauf des Projekts an die Bedarfe der Anwender angepasst zu werden.
 

Ergebnis-Zusammenfassung des Anwender-Workshops

Von den Teilnehmenden wird zum Schutz von Kulturgut ein großer Bedarf an einem System zur frühzeitigen Detektion und Abwendung von Brandentwicklungen gesehen, der einen Entstehungsbrand noch lange vor einer eventuell vorhandenen Brandmeldeanlage detektieren kann. Ebenso hat sich der deutliche Bedarf an einer rechtlich bindenden Regulierung gezeigt, der insbesondere als Grundlage für die Finanzierung von Installation und Betrieb dienen sollte. Die Pflicht zur Installation eines derartigen Systems könnte an eine verpflichtend durchzuführende Gefährdungsanalyse und -beurteilung gekoppelt werden. Die im Projekt entwickelte Helferschulung könnte als Basis für eine Erweiterung der gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutzhelferschulungen herangezogen werden.
 

Mitmachen und Kontakte knüpfen im Netzwerk für Schutz, Rettung und Sicherheit