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2. Pressemitteilung: Krisenmanagement als Chance

vfdb Jahresfachtagung zieht Erkenntnisse aus der Flüchtlingssituation und anderen Großeinsätzen

Die Erfahrungen aus dem Flüchtlingsansturm, den Deutschland vor etwa einem dreiviertel Jahr erlebte, sollten sowohl Forschung als auch Administration nach Ansicht des Leiters der Stabsstelle Flüchtlingsunterbringung im baden-württembergischen Innenministerium, Hermann Schröder, für mögliche künftige Szenarien nutzen. „Es ging im Großen und Ganzen gesehen alles noch recht gut“, sagte Schröder auf der Jahresfachtagung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) in Stuttgart rückblickend auf die Herausforderungen der vergangenen Monate. Als vorteilhaft habe sich das eigene Referat für Krisenmanagement erwiesen, das bereits 2014 eingerichtet worden sei.

Ähnlich äußerte sich der Leiter der Frankfurter Feuerwehr, Prof. Reinhard Ries. „Die Länder müssen Stabsstellen einrichten, wie es manche schon getan haben, sie müssen auch einsatzfähig sein und das Personal geschult haben – nicht nach dem Motto ‚Das passiert am Wochenende, das geht jetzt alles nicht. „Meines Erachtens muss es aber eine Koordination auf Bundesebene geben. Das ist das Hauptproblem, das ich noch sehe.“

Hermann Schröder betonte, die Stabsstelle habe von Beginn ihres Wirkens an die Aufgabe des Krisenmanagements als Chance verstanden. „Es war die Chance, einer für die Gesellschaft bedrohlich erscheinenden Situation durch Anpassung der Regelorganisation an die notwendig gewordenen Abläufe die Bedrohlichkeit zu nehmen.“ Krise sei ein produktiver Zustand. „Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“, zitierte er den Schriftsteller Max Frisch.

„Organisationen über die Hutschnur ausgelastet“

Zuvor hatte Münchens Feuerwehrchef Wolfgang Schäuble über die Erfahrungen aus der Flüchtlingssituation berichtet, wo zur Spitzenzeit an einem einzigen Wochenende bis zu 20.000 Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt angekommen seien. „Die Hilfsorganisationen waren über die Hutschnur ausgelastet“, sagte Schäuble. Schon lange bevor die Flüchtlingskrise im August und September 2015 München in den Mittelpunkt des Medieninteresses gerückt habe, sei die Lage so weit eskaliert, dass häufig der Katastrophenschutz bei der Unterbringung habe helfen müssen.

Bis zum heutigen Tag arbeite ein „Stab für Außergewöhnliche Ereignisse“. Er entspreche einem administrativ-politischem Verwaltungsstab zur Krisenbewältigung. Als einen wesentlichen Faktor zur Bewältigung der Flüchtlingskrise von Beginn an bezeichnete Schäuble die vielen ehrenamtlichen und spontanen Helfer. Insgesamt 7.000 Bürgerinnen und Bürger hätten sich an den Hilfsaktionen, sei es durch Spenden oder durch aktive Mithilfe am Hauptbahnhof oder in den vorübergehenden Behelfsunterkünften beteiligt. „Es ist einer herausragenden Leistung aller Beteiligten zu verdanken, dass die Situation am Hauptbahnhof so abgewickelt werden konnte, dass es zu keinem Zeitpunkt menschenunwürdige Zustände gab.“

Zugunglück in Bad Aibling: PSNV immer wichtiger

Mit einer erschütternden Schilderung der Rettungsaktion nach dem schweren Zugunglück von Bad Aibling beeindruckte der Rosenheimer Kreisbrandrat Richard Schrank die Teilnehmer der Jahresfachtagung. Die Katastrophe hatte am 9. Februar elf Todesopfer gefordert, 94 Menschen wurden verletzt. Ein Verletzter starb noch später an den Folgen. Während des Großeinsatzes habe sich das regelmäßige intensive Training der Feuerwehren und der anderen Einsatzkräfte sehr bewährt, so Schrank, der als einer der ersten den Unglücksort erreicht hatte. Zugleich hob er die hohe psychische Belastung der Einsatzkräfte hervor und betonte die zunehmende Bedeutung der psychosozialen Notfallvorsorge (PSNV) durch Geistliche und Psychologen. Das gelte für den einfachen Helfer ebenso wie für Einsatzleiter. „Den starken Einsatzleiter, der alles wegsteckt, gibt es nicht“, sagte Schrank.

Pressekontakt:

Wolfgang Duveneck
JFT@vfdb.de

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